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Coverstory

ChatGPT bis KI – Digitalisierung des 21. Jahrhunderts

Ob ChatGPT, Künstliche Intelligenz, Online First oder Video-on-Demand – MANZ ist auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet, erzählt MANZ-Geschäftsführerin Susanne Stein-Pressl im Interview.
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Susanne Stein-Pressl
© Severin Wurnig
Susanne Stein-Pressl
Geschäftsführende Gesellschafterin der MANZ Holding, zu der der MANZ Verlag gehört. 2006 hat sie diesen in fünfter Generation übernommen. Seither treibt sie die Digitalisierung des Traditionshauses durch Eigenentwicklungen und Akquisitionen strategisch voran.
Redaktion
Reinhard Ebner
Datum
31. Juli 2023

Kürzlich war von einem MANZ-KI-Labor zu lesen. Ist die Befassung mit Künstlicher Intelligenz ein neuer Schwerpunkt bei MANZ?

Susanne Stein-Pressl: Neu ist er nicht. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit der Nutzbarmachung von Methoden Künstlicher Intelligenz für unsere Kundinnen und Kunden.

Als erste Anwendung haben wir 2022 die „Dokumentähnlichkeit“ in der RDB freigeschaltet. Die Datenbank findet zu einem Dokument vollautomatisch passende weitere Dokumente ähnlichen Inhalts. Das System ist somit in der Lage, den Inhalt von Dokumenten selbsttätig zu interpretieren, in gewissem Sinne also zu „verstehen“.

„Die Digitalisierung ist die große Chance des 21. Jahrhunderts.“

SUSANNE STEIN-PRESSL, MANZ VERLAG

Und dann kam ChatGPT…

In der Tat, mit einem Schlag gibt es technologische Möglichkeiten, von denen man vor kurzem nicht einmal träumen konnte. Wir sind aber keine Träumerinnen und Träumer, sondern haben mit Unterstützung zweier externer Partner zwei Proofs-of-Concept gebaut, die in einen beschränkt öffentlichen Test gegangen sind. Dabei handelt es sich um voll funktionsfähige Prototypen, die mit echten Daten die Erprobung neuer Funktionen ermöglichen.

Bei dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ stellt es vielen Menschen in Österreich die Nackenhaare auf. Ist es intelligent für MANZ, sich so darauf zu fokussieren?

Wir sind uns der Unsicherheiten und Vorbehalte bewusst. Daher arbeiten wir mit führenden Juristinnen und Juristen zusammen, um die auftretenden Rechtsfragen seriös zu beurteilen. Unsere Partnerinnen und Partner und Dienstleistenden garantieren absolute Vertraulichkeit der Sucheingaben und der übermittelten Dokumente. Ein professionelles Qualitätsmanagement wird permanent die Aktualität und Richtigkeit der Ergebnisse überwachen.

KI ist ein Schwerpunkt unserer Aktivitäten, aber eingebettet in eine viel umfassendere Digitalisierungsoffensive, die wir schon seit Längerem mit dem Slogan „Wir digitalisieren Recht“ kommunizieren.

Was ist das Spannende daran?

Die Breite der Aktivitäten. Unter dem Aspekt der Qualität werden wir auch in Zukunft die besten Autorinnen und Autoren des Landes an MANZ binden, um hochwertige Manuskripte zu publizieren.

Im Rahmen der Initiative „Online First“ stellen wir durch eine Veränderung der Produktionsabläufe sicher, dass deren Manuskripte schnellstmöglich publiziert werden – egal ob online oder in Papierform. Autorinnen und Autoren schaffen aber auch neuen Content exklusiv für die RDB, nämlich die RDB-Keywords und die neuen RDB-Klauseln, sowie weitere reine Onlinekommentare.

Das heißt, in Zukunft ist alles online?

Vieles, aber nicht alles. Eine wesentliche Aufgabe der Juristinnen und Juristen bleibt ja das Schreiben, und das findet typischerweise nicht online statt, sondern am Laptop oder PC in Microsoft Word.

Darum setzen wir strategisch auf die Möglichkeit, im Rahmen unseres Word-Add-in „RDB Genjus“ direkt in Word eine RDB-Suche abzusetzen oder auch beispielsweise Klauseln mit Drag & Drop in ein eigenes Dokument zu übernehmen. Auch unser Linkbutler, der vollautomatisch Zitate und Fundstellen in Dokumenten erkennen kann und dessen Technologie auch die Justiz verwendet, läuft in diesem Word-Plug-in.

„Unsere künftige MANZ-Beletage am Wiener Kohlmarkt beherbergt unter anderem ein modernes Bild- und Tonstudio.“

SUSANNE STEIN-PRESSL, MANZ VERLAG

Ein wichtiges Standbein für MANZ ist die Rechtsakademie. Hier kam es durch die Pandemie zu einer starken Verlagerung in Richtung Webinare. Wie beurteilen Sie die Zukunft?

Viele sind gerne in den „Hörsaal“ zurückgekehrt. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in diesem Segment die Digitalisierung voranschreitet. Präsenzveranstaltungen wird es weiter geben, aber auch Webinare und Mischformen.

Wir sind offen für die Vorstellungen unserer Referendierenden und Kundschaft und bauen in der künftigen MANZ-Beletage am Kohlmarkt gerade ein modernes Bild- und Tonstudio. Neu bieten wir über unseren Webshop auch Webinare „on Demand“ zum Nachhören und Nachsehen an.

Hätten Sie noch einen abschließenden Satz für Ihre Kundinnen und Kunden?

Gerne, er richtet sich in gleicher Weise an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Mutig in die Zukunft blicken! Die Digitalisierung ist die große Chance des 21. Jahrhunderts. Wenn wir diese Herausforderung richtig anpacken, werden alle Gewinner sein.

Gekürzte Version der Coverstory aus der Zeitschrift RECHTaktuell. Wie könnte ChatGPT die Datenbankrecherche revolutionieren? Und welche Zukunft haben gedruckte Bücher? Mehr darüber lesen Sie im vollständigen Artikel der Printausgabe sowie hier im ePaper.

RECHTaktuell 04/2023