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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 04/2023

Sebastian Löw

Sebastian Löw ist Rechtanwaltsanwärter in Wien. Zivilrecht im Allgemeinen und Reiserecht im Besonderen sind seine Spezialgebiete. Ausgleich holt er sich beim Laufen in der Prater Hauptallee und im Norden Deutschlands.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
31. Juli 2023

Storno, Verspätungen oder Troubles im Hotel: Alle kennen die misslichen Situationen, wenn auf Reisen etwas nicht so klappt, wie es geplant war. Nicht selten landen solche Causen auch vor Gericht. Gut, wer dann Sebastian Löw als Rechtsberater an seiner Seite hat. „Reiserecht ist eine Nische, aber eine, in der sich rechtlich ungemein viel tut“, sagt er und spielt damit auch auf die Coronapandemie an. Sie hat die gesamte Tourismusbranche schwer gebeutelt. Sebastian Löw war an vorderster Front mit dabei.
 

"Reiserecht ist eine Nische, aber eine, in der sich rechtlich ungemein viel tut."

SEBASTIAN LÖW
 

Von Golf bis Wirtschaftsrecht - Einmal quer durch Österreich

Das hat biografische Gründe im doppelten und dreifachen Sinne. Löw, Jahrgang 1996, ist in Mödling bei Wien aufgewachsen und kommt aus der Reisewelt. „Meine Eltern waren beide Reiseleiter, sie haben sich auf einer Reise kennengelernt und mein Vater betreibt seit vielen Jahren ein eigenes Reisebüro“, erzählt er. Löw ging in der Südstadt zur Volksschule, wechselte danach an die katholische Privatschule Santa Christiana, wo er bei einer Projektwoche mit seiner Klasse Golf als Sport für sich entdeckte. Dieses neue Interesse führte dazu, dass Löw auf die Golfhandelsakademie in Stegersbach, ein Vollinternat, aufmerksam gemacht wurde – und dann tatsächlich auch dorthin wechselte. Eine gute Entscheidung, weil ihm dort „der Knopf endgültig aufgegangen ist“. Plötzlich lernte er gerne und wurde zu einem sportlichen Typ. Nach der Schule wurde Golf gespielt, er entdeckte das Laufen.

Nach der Matura 2015 war klar: Sebastian Löw will Wirtschaftsrecht studieren. Doch der Betrieb auf der Wirtschaftsuniversität Wien war ihm zu anonym. Als an der Universität Innsbruck im selben Jahr der neue Studiengang Wirtschaftsrecht startete, kam ihm das zupass. „Ich mochte die persönliche Atmosphäre in Innsbruck von Anfang an“, erzählt er und lebte sich bestens ein. Besonders mochte er die Zivilrechtsvorlesungen von Martin Häublein. Für sämtliche Prüfungen lernte er mit Freund:innen in der Bibliothek. Und hatte das Bachelorstudium vor der Mindestzeit beendet, obwohl er für seinen akademischen Lehrer Andreas Vonkilch am Institut für Zivilrecht nebenbei auch noch bei den „Wohnrechtlichen Blättern“ mitarbeitete. Zum Masterstudium ging er zurück nach Wien an die WU, wo er es mit seinem Team beim Moot Court Zivilrecht bis ins Bundesfinale schaffte. In den simulierten Gerichtsverhandlungen fand er vor allem Gefallen an der Rolle des Anwalts, trotzdem wollte er nach Abschluss seines Masterstudiums noch eine Dissertation anhängen.
 

Autor in Sachen Reiserecht

Er entschied sich für Steuerrecht an der LMU München. Doch dann kam Corona. Neu in der Stadt saß er allein in einem Büro und wusste nicht so recht, ob ihm das für seinen Geschmack „wenig interpretationsbedürftige Steuerrecht“ gefallen sollte. Als in der Pandemie plötzlich sämtliche Reisen zum Erliegen kamen, verursachte das viele ungeklärte Fragen. Auch sein Vater fragte ihn um Rat. So begann Sebastian Löw zu recherchieren und seine Ergebnisse „als einer der ersten Juristen“ auch zu publizieren. Sein Text in der deutschen „Neuen Juristischen Wochenschrift“ (NJW) fand großen Anklang, schon bald veröffentlichte er weitere einschlägige Artikel in der Zeitschrift für Verkehrsrecht (ZVR) und in der Tageszeitung „Die Presse“.

Sein Engagement als Autor in Sachen Reiserecht hatte drei Konsequenzen: Zum einen beendete er sein Dasein in München, um eine befristete Assistentenstelle bei Susanne Augenhofer an der Universität Innsbruck anzutreten. Dort wurde Bernhard Koch sein neuer Betreuer für die Dissertation zum Thema „Der Rücktritt des Reisenden vom Pauschalreisevertrag“. Zweitens: Die Idee einer Anwaltskarriere festigte sich. Er absolvierte das Gerichtsjahr und begann als Konzipient in der Kanzlei seines Moot-Court-Betreuers. Und drittens: Er etablierte sich als Autor und publiziert unter anderem im MANZ Verlag. Nach seiner Dissertation im Juni 2022 war ihm klar, dass er eine:n Arbeitgeber:in will, der:die seine Expertise zum Reiserecht nicht nur duldet, sondern auch schätzt. Seit Jänner 2023 ist er bei Binder Grösswang Rechtsanwälte rundum zufrieden und seine allgemeine zivilprozessrechtliche Lernkurve dort bezeichnet er als „brutal gut“.

Doch nicht nur in seiner Karriereplanung, sondern auch sonst ist Sebastian Löw ein durch und durch strukturierter Mensch. Er läuft fünf Mal die Woche in der Prater Hauptallee, bringt es im Monat auf 150 Kilometer und will beim nächsten Marathon seine Bestzeit von drei Stunden 50 Minuten übertreffen. Beim Laufen hört er Musik, „am liebsten Deutschrap“. Ansonsten mag er vor allem Norddeutschland, weil er dort viele Freund:innen hat, Mitglied im Fußballverein Holstein Kiel ist und deshalb so oft wie möglich seine Freizeit dort verbringt. Dass er oft zwischen Wien und Hamburg pendelt, macht ihm nichts aus. Denn Reisen wurde ihm in die Wiege gelegt.

Sämtliche Titel von Sebastian Löw können Sie im MANZ Webshop bestellen.

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