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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 06/2023

Steile Vorgaben

Der MANZ-Autor unterrichtet seit Herbst am neuen Standort der Sigmund Freud PrivatUniversität in der Wiener Lasallestraße.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
27. November 2023

Sieben Jahre lang hat sich Florian Heindler intensiv mit dem Internationalen Privatrecht befasst und den Rummel-Kommentar bearbeitet. Auch sonst mag er Herausforderungen  bei Bergläufen oder auf Schitouren.

Ein Umzug ist immer auch eine Art Neuanfang. Die juristische Fakultät der Sigmund Freud PrivatUniversität ist im Herbst 2023 in die Lasallestrasse 3 am Wiener Praterstern übersiedelt und hat mit Michael Bydlinski auch einen neuen Dekan bekommen. Noch ist im Eingangsbereich Baustelle, „doch unser Unibetrieb ist schon voll angelaufen“, sagt Florian Heindler auf dem Weg in den sechsten Stock. Hier riecht es noch nach Farbe, alles ist blitzblank und neu. „Zu Mittag waren auch schon viele Studierende da, wir haben eine sehr familiäre Atmosphäre bei uns“, erzählt er. Sein neuer Arbeitsplatz gefällt ihm. „Wenn ich aus dem Bürofenster schaue, sehe ich das Riesenrad und am Abend leuchtet der Wurstelprater in allen Farben.“

Die juristische Fakultät der Privatuniversität sei nun endlich gut aufgestellt, sagt er. Er ist seit Anbeginn, also seit 2016, mit an Bord, unterrichtet Internationales Privatrecht, Sachenrecht und Schuldrecht. Die Arbeit mit den Studierenden macht ihm große Freude, wissenschaftliches Arbeiten begeistert ihn. Der Herbst 2023 bringt für Heindler diesbezüglich einen wichtigen Abschluss: Im Dezember erscheinen die beiden Teilbände des Rummel-Kommentars zum Internationalen Privatrecht bei MANZ. 1800 Seiten, die er zusammen mit Bea Verschraegen auf den neuesten Stand gebracht hat. „Unsere Aufgabe war es, die seit 2003 neu in Kraft getretenen Rechtsquellen erstmals zu kommentieren und den Altbestand neu zu gestalten“, resümiert er und zum ersten Mal seit sieben Jahren sähe sein Schreibtisch aufgeräumt aus.

Allgemein betrachtet mag Florian Heindler Bergwertungen – nicht nur im übertragenen, sondern auch im ganz handfesten Sinne. Wandern, Klettern, Schitouren – je mehr Höhenmeter, umso besser. Geboren 1986 in Oberndorf bei Salzburg wuchs er in Neumarkt am Wallersee auf. Er pendelte nach Salzburg ins Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare. „Eine reine Bubenschule, das gibt es heute fast nicht mehr“, erzählt er und ja, die Schule habe ihm stets Freude gemacht. Französisch, Russisch oder Klavierspielen – das Spektrum seiner Interessen war breit.
 

„Ich wollte auch andere berufliche Optionen als nur die Aussicht auf Dolmetsch- oder Lehrersein haben.“

FLORIAN HEINDLER


Sprachen und Recht

Nach der Matura 2004 entschied er sich für ein Doppelstudium in Wien. Er inskribierte Russisch an der Wiener Slawistik und parallel dazu Rechtswissenschaften am Juridicum, „weil ich auch andere berufliche Optionen als nur die Aussicht auf Dolmetsch- oder Lehrersein haben wollte“. Die Prüfungsrallye im Jusstudium weckte seinen sportlichen Ehrgeiz, sodass er in nur sechs Semestern abschloss. Aufregend war auch sein Auslandssemester 2009 in Moskau, wo er an der Moskauer Universität MGU Deutsch unterrichtete, Kontakte mit dem Forschungszentrum für Privatrecht in der Präsidialverwaltung knüpfte und Lehrveranstaltungen zum Völkerrecht und zum russischen Privatrecht besuchte. Umso mehr ist er von den politischen Entwicklungen alarmiert. „Die Form von Freiheit, die es damals noch gab, ist komplett verschwunden", sagt er und zeigt sich tief besorgt über den russischen Angriffskrieg sowie die offenkundigen Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch den russischen Staat.

Als er damals aus Moskau nach Wien zurückkam, wurde er Assistent bei Bea Verschraegen am Institut für Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung – zwei Fachgebiete, die bis heute seine Schwerpunkte geblieben sind. Parallel beendete er 2011 das Slawistikstudium mit einer Arbeit zur Übersetzung des „Natürlichen Privatrechts“ von Franz von Zeiller, das 1809 in Petersburg auf Russisch übersetzt worden war. Florian Heindler untersuchte die im Werden begriffene Rechtsterminologie und verband in dieser Arbeit die juristische mit der linguistischen Welt.


Von Wien nach Bregenz und zurück

Nach Ablauf seiner Assistentenzeit 2013 entschied er sich, Wien zu verlassen. „Ich bin kein Stadtmensch“, gibt der Salzburger unumwunden zu. Er übersiedelte nach Bregenz und begann in der Rechtsabteilung einer Bank zu arbeiten. Nach Feierabend konnte er dort schnell noch einen Berg hinauflaufen. 1000 Höhenmeter in einer Stunde waren für Heindler die Norm.

2016 jedoch eröffnete sich die Möglichkeit, in Wien an der Sigmund Freud PrivatUniversität zu beginnen. Dafür ließ er dann doch die Bank und die Berge hinter sich. Seit der Geburt seines Sohns Joseph ist er mit ihm in der „Buckelkraxn“ gerne am Lindkogel, am Schneeberg oder auf der Rax unterwegs. Wieder mehr berglaufen wie früher, das hat er sich vorgenommen. Ein weiterer schöner Ausgleich ist für Florian Heindler die Chorvereinigung St. Augustin, wo er jeden Dienstagabend im Tenor singt. Er versucht, zumindest zwei Mal im Monat bei der Messe am Sonntag in der Wiener Jesuitenkirche dabei zu sein. Nach der Coronapandemie ist auch das eine Art Neuanfang. Florian Heindler ist gespannt, was im nächsten Jahr noch alles passieren wird.

Sämtliche Titel von Florian Heindler können Sie im MANZ Webshop bestellen.

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